Aussenhaltung
Außenhaltung ist meine bevorzugte Haltungsform, sie kommt dem "natürlichen Leben" aus meiner Sicht am nächsten. Die Tiere lernen die Natur kennen mit all ihren Facetten: Geräusche, Wind, Jahreszeiten und auch verschiedenste Gerüche.
Es gibt zwei Möglichkeiten:
Ganzjährige Außenhaltung: die Gruppe sollte aus mindestens 4 Tieren bestehen, damit sie sich gegenseitig wärmen können. 4 Quadratmeter sind aus meiner Sicht die Mindestgröße sowie eine gute Schutzhütte (dazu mehr weiter unten). Je größer das Gehege, desto besser können sie sich warmlaufen.
Halbjährige Außenhaltung: hierbei braucht man keine spezielle Schutzhütte. Außerdem kann man so auch Außenhaltung haben, wenn man nur 2 Meerschweinchen hat. Man kann sie im Frühjahr nach draußen setzen, sobald es dauerhaft (auch in der Nacht) über 10 Grad hat. Gehen die Temperaturen im Herbst unter 10 Grad zurück, sollten die Tiere wieder in das Winterquartier ziehen.
Der Standort eines Geheges sollte am Besten im Halbschatten oder sogar komplett beschattet liegen (Sonnensegel, Holzverkleidung etc.). Auch sollte der Wind nicht so durch das Gehege pfeifen. Bei mir sind dafür die Rückwand und eine Seitenwand komplett geschlossen. Das reicht schon zur Beruhigung.
Gut geschützt?
Meerschweinchen haben viele Fressfeinde, vor allem Füchse, Marder und auch Ratten, die sehr gut klettern können. Das Außengehege sollte daher von allen sechs Seiten gesichert sein - inklusive Boden und Dach.
Für den Boden gibt es meist drei Möglichkeiten:
Draht im Gehegeboden einlassen: Dafür ein paar Zentimeter vom Erdboden abtragen, Draht dicht verlegen (einzelne Bahnen müssen mit Draht verbunden werden) und dann wieder Erde darüber verteilen. Bitte nicht die Tiere direkt auf dem Draht laufen lassen wegen der Verletzungsgefahr.
Steinplatten: Sowohl Gehweg- als auch Waschbetonplatten sind eine Option. Sie müssen auf der gesamten Fläche verlegt werden und nicht nur als "Buddelschutz" am Rand. Raubtiere buddeln gut und gerne einige Meter, um an ihre Beute zu kommen.
Beton: z.B. als Fläche gegossen. Hierbei sind ggf. Bauvorschriften zu beachten und eine vernünftige Grundierung für die Stabilität.
Für die Seiten und das Dach empfehle ich einen punktverschweißten feuerverzinkten Volierendraht. Die Maschenweite sollte 16x16 mm nicht überschreiten, damit Raubtiere (vor allem Ratten) keine Chance haben durchzukommen. Man glaubt nicht, wie gut die Biester einbrechen können. Die Drahtstärke sollte so groß wie möglich sein. Bei 16x16 mindestens 1,2 Millimeter, bei 12,7x12,7 mindestens 1,05 Millimeter. Solchen Draht bekommt man entweder online oder in gut sortierten Baumärkten.
Noch ein Wort zum oft in Fertigkäfigen im Handel erhältlichen Sechskantdraht (z.B. Kaninchendraht) - Der ist definitiv nicht geeignet. Er rostet schnell und ist einfach nicht stabil genug um den Zähnen oder Krallen von Raubtieren standzuhalten.
Zusätzlich kann man das Dach auch schließen, sodass man darunter trockene Lauffläche hat. Man könnte dafür Welldachplatten aus PVC nehmen oder auch Bastelglas, sollte aber beachten, dass es in der Sonne eventuell zu heiß werden kann. Alternativ geht auch Holz und Dachpappe. Da kann man kreativ werden.
Den Draht ersetzt das Holz aber keinesfalls. Es ist eher weiches Material, durch das sich durchgenagt werden kann.
Einrichtung
Die ist Geschmackssache. Etwas Abwechslung mit verschiedenen Untergründen ist auch für den Krallenabrieb von Vorteil z.B. Steinplatten mit rauer Oberfläche, Rindenmulch oder Gehwegplatten. Auch diverse Versteckmöglichkeiten wie hohle Baumstämme, Tunnel oder auch alte Tonkrüge sind sehr dekorativ und bei den Schweinchen sehr beliebt. Das Wichtigste dabei ist, dass keine giftigen Pflanzen im Gehege oder in dessen Nähe sind. Meerschweinchen stehen zwar im Ruf, selektieren zu können, aber wie heißt es so schön "Der Hunger treibt´s rein".
Geeignete Pflanzen für die Inneneinrichtung wären zum Beispiel:
Obstbäume (alle Sorten eignen sich), Haselnusssträucher, Hainbuche, Ziergräser. Inzwischen gibt es da viele gute Listen im Internet.
Schutzhütte
Die Schutzhütte ist nur etwas für die ganzjährige Außenhaltung. Ich empfehle, diese selbst zu bauen. Im Handel erhältliche Ställe etc. sind leider oft aus sehr dünnem Material, das den Wintertemperaturen nicht ansatzweise standhält. Eigenbau ist gar nicht so schwer, wenn man die folgenden Dinge beachtet:
Welche Größe brauche ich?
Für 4 Tiere empfehle ich eine Größe von mindestens 100x60 cm und maximal 150x70 cm. Ausnahmsweise gibt es hierbei ein "zu groß". Denn je größer man baut, desto schwerer ist es für die Tiere, die Box warm zu halten. Bei der Höhe dagegen sind 35-40 cm Deckenhöhe ausreichend.
Welches Material ist geeignet?
Die besten Erfahrungen habe ich mit Paulownia- Holz gemacht. Es hat sehr gute Dämmeigenschaften und ist sehr leicht, was bei der Bearbeitung eine echte Arbeitserleichterung ist. Es geht aber auch jedes anderes Holz, sofern es mindestens 1,2 cm dick ist. Eine Schutzlasur für innen ist von Vorteil gegen Nässe. Ich bin kein Fan von Styropor. Leider ist das nicht atmungsaktiv und führt damit sehr oft zu Schimmelbildung. Ein Fenster befriedigt die Neugier der Menschen, ist aber nicht notwendig, Belüftungslöcher dagegen schon. Durch diese kann Kondenswasser entweichen.
Auf meiner Seite für Urlaubsbetreuung könnt ihr meine derzeitige Schutzhütte sehen und wie ich sie gebaut habe.
Wärmelampe - ja oder nein?
Gerade, wenn es wirklich kalt wird, überlegen viele Leute, zusätzlich zur Schutzhütte, eine Wärmelampe ins Gehege zu hängen.
Das ist zwar gut gemeint, aber überhaupt nicht sinnvoll.
Der Temperaturunterschied ist zu groß. Wenn die Tiere unter der Lampe sitzen, wärmen sie sich zu sehr auf. Wenn sie dann unter der Lampe weggehen, werden sie sehr schnell wieder sehr kalt. Dadurch kommt es nicht selten zu Erkältungen oder anderen Krankheiten.
Fragen zum Thema Außenhaltung? Kontaktiert mich gern per Mail.